TRE CANTI SACRI für Violoncello solo, 1978 Zürich (ca. 12')

Zum Werk

Gewissen Instrumenten hat sich Ermano Maggini besonders zugewandt, dazu gehört das Violoncello. Es lässt sich von einem eigentlichen Cello-Zyklus sprechen. Den Anfang hierzu machten diese drei Canti. Der Dialog mit der Cellistin Annick Gautier (1951-2003) setzte in den frühen 70er Jahren ein. 1972, 1974, 1976 schrieb Ermano Maggini drei erste Werke für Cello solo und stellte diese 1978 unter einen Titel: 'Tre Canti Sacri'. Es sind dies die ersten Werke unter dem Titel 'Canto', dem Projekt der 21 Canti, den 21 Kapiteln des Johannes Evangeliums folgend. Der Canto XXI (Ultimo Canto), ein Streichquartett, entsteht fast schon wie zum Abschluss des Lebenswerks, 1990. Im selben Jahr entsteht Torso VIII, Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier. Alle Werke für Cello solo wurden von der Cellistin Annick Gautier zu Lebzeiten des Komponisten uraufgeführt und postum von ihr eingespielt (vgl. CDs). Schon Torso I für zwei Celli (1973/1974) brachte sie zusammen mit Christof Escher zur Erstaufführung. Die Canti I-III gelangten anfangs einzeln zur Uraufführung, ähnlich der späteren Cello-Werke meist im Rahmen von Lesungen und Ausstellungen Evi Kliemands. 1980 wurde das Werk erstmals im Theater an der Winkelwiese Zürich als ein Ganzes vorgestellt. 1985 entsteht Canto XI für Cello solo – die Widmung lautet: '27. 5. 1984 14h30 per Luigi' (Vermerk der Todesstunde des Vaters). Es folgt 1986/1987 Torso III 'Cinque Visioni per violoncello', und im selben Jahr schreibt Ermano Maggini Canto XVI für Violoncello solo und Streichorchester, er widmet das umfassende Werk Annick Gautier (postum uraufgeführt und eingespielt vom Orchestra della Svizzera Italiana unter der Leitung von Christof Escher (vgl. hierzu CD Jecklin JS 317-2). Der Zyklus für Violoncello solo schliesst 1990, ein Jahr vor des Komponisten Tod, mit Torso IX, einer Komposition, die wie schon Torso III der Malerin und Schriftstellerin Evi Kliemand gewidmet ist, verbindend die Faszination für die Aufschliessung visionärer Räume. Von daher versteht sich, dass Ermano Maggini in unmittelbarem Kontakt zu bildenden Künstlern seiner Zeit gestanden hat. Sowohl die weitgespannte Klangarchitektur als auch die knappe expressive Verdichtung bleibt für sein Schaffen bezeichnend.
Durch das ganze Werk dringt ein klanglich Feinstoffliches als fragile weitende Transzendenz, so auch hier in den Tre canti sacri für Violoncello solo.

(Vergleiche Ermano Maggini (1931-1991) Kammermusik Jecklin Edition Szene Schweiz JS 295-2, Zürich 1993, hrsg. von der Fondazione Ermano Maggini Intragna in Zusammenarbeit mit RTSI, Rete 2.)

Text und Redaktion Evi Kliemand 2009
Fondazione Ermano Maggini Intragna


< zurück