TORSO VI für Violine, Kontrabass und Gitarre

Zürich/Intragna 1987
Dauer ca. 9'/10'
Walther Giger gewidmet

Zum Werk

Das Werk Torso IV für Violine, Kontrabass und Gitarre, komponierte Ermano Maggini 1987, im selben Jahr am 1. Oktober wurde es in der Kirche St. Peter in Zürich vom Orches'Trio uraufgeführt, das Werk, bestehend aus drei Sätzen: Lento con anima, Energico und Lento espressivo, wurde für die in Zürich lebenden Interpreten eigens geschrieben: Noriko Kawamura-Shirato, Violine, Walther Giger, Gitarre, und Fumio Shirato, Kontrabass.
Für Fumio Shirato hat Ermano Maggini eines seiner letzten Werke komponiert: Urakami, für Shakuhachi und Kontrabass.
Die Gitarre wurde von Ermano Maggini nur viermal in seine Kompositionen einbezogen, und dies, obschon er selber die klassische Gitarre spielte und sie auch unterrichtete. Die Gitarre führt uns zu seinen Anfängen. Ermano Maggini war 1958 Mitbegründer der Zürcher Gitarren-Schule. die es heute noch gibt. Drei Werke für dieses Instrument schrieb er Ende der 60er-Jahre, es sind die frühest erhaltenen; zwei davon für Sprecher und Gitarre (siehe Werkverzeichnis); 'Cinque Disegni' für Gitarre und Flöte wurde bereits in dieser Editionsreihe publiziert, vgl. Bibliographie. Der Musikologe Carlo Piccardi weist darauf hin, dass in den 50er, 60er Jahren Komponisten, die sich im Tessin der neuen Zwölfton-Musik geöffnet hatten an einer Hand abzuzählen waren, dazu gehörte Ermano Maggini. Er aber fand über die informelle Auflösung der Harmonik hin zu einer neuen organischen Klangform, die sein ganzes weiteres Werk bestimmen wird, dazu gehört Torso IV.
Das Werk begleitete das Trio, so lange es als solches tätig war, auf vielen Konzertreisen in alle Welt, in Europa, Mexiko wie auch in Japan, zu Lebzeiten des Komponisten wie auch postum. Namhafte Aufführungen in Köln –Diözesan Museum, in Zürich Zentral Bibliothek und aus Carabia radiophon übertragen von RSI-2. Selbst am Geburtsort des Komponisten, in Intragna, nur ein Jahr nach seinem Tod, spielte das Orches'Trio Torso IV anlässlich des Gedenkkonzerts. In einem der Programmhefte steht zu lesen: Die modalen Techniken, die Ermano Maggini anwendet, machen, dass diese Musik sowohl alt wie neu klingt, und mit dieser ungewöhnlichen Kombination von Instrumenten bewirkt der Komponist einen beinah orchestralen Klang.'

Torso IV gespielt von dem 1985 gegründeten Orches'Trio erschien 1995 auf CD Edition Jecklin Szene Schweiz, JD 311-2 zusammen mit weiteren Werken von Ermano Maggini für Sopran und Flöte, für Flöte solo, Flöte und Gitarre, Flöte und Klavier (vgl. hierzu die Werkausgaben erstmals publiziert in dieser Editionsreihe).
Mit den postumen Einspielungen wurde damals ein weiteres Tondokument realisiert, das noch mit Interpreten verwirklicht werden konnte, die mit Ermano Maggini persönlich im Austausch standen. Die Aufnahmen erfolgten alle im Radiostudio Lugano 1993/1995, vgl. Hinweise zur Discographie in diesem Heft.

P.S.
Ermano Maggini ergänzte seine Studien an der Musikakademie – er lässt sich privat vom Gitarristen Manuel Lopez Ramos (1929-2006) unterrichten und am Konservatorium in Barcelona während eines Studienaufenthalts folgt er 1956 dem Unterricht des bedeutenden spanischen Gitarristen und Komponisten Graciano Tarragó (1892-1973), dieser ist auch bekannt als Autor einer viel beachteten erfolgreichen Gitarrenschule, Aufbau und Methoden. Anzunehmen, dass Ermano Maggini hier seine Ausrichtung als Musiker der klassischen Gitarre verfeinerte wie auch die Grundlagen legte für seine 1958 gegründete Zürcher Gitarrenschule, dies nach Abschluss des Studiums an der Zürcher Musikakademie. Manuel Lopez Ramos und Graciano Tarragó mussten für den jungen angehenden Musiker von nachhaltiger Bedeutung gewesen sein, sonst hätte er diese nicht in einer Konzertnotiz eigens erwähnt. Mit dieser Art Hinweisen ging er zurückhaltend um.
An der Zürcher Musikakademie unterrichtete René Armbruster (1931*) Theorie und Robert Blum (1900*) hatte das Fach Komposition und Kontrapunktik in Ermano Magginis Studienzeit inne. Leider fehlen weitere Hinweise.

Des Komponisten biographische Notiz von 1978:
ich wurde am 30. 8. 1931 in Intragna geboren. Erste Studien am Collegio Papio in Ascona und privater Klavier-Unterricht. Dann Musik-Akademie Zürich (Theorie und Komposition) und Privat-Unterricht beim Gitarristen Manuel Lopez Ramos. 1956 kurzer Studien-Aufenthalt in Barcelona, am Konservatorium Unterricht beim Gitarristen und Komponisten Graciano Tarrago (1892-1973). Ich lebe und unterrichte in Zürich.
Ermano Maggini


Text und Redaktion: Evi Kliemand (1995/2017)
Fondazione Ermano Maggini Intragna

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