ATEM für Klavier solo (1976) 1'34
CANTO XVII für Flöte und Klavier (1987) 6'12

Atem für Klavier solo (1976)

Obschon der Komponist alle seine Werke am Klavier konzipierte, schrieb er nur ein einziges Solo-Werk für dieses Instrument. Eine kleine Kostbarkeit bleiben denn auch die ein und eine halbe Minute Atem für Piano solo, geschrieben 1976. Das Werk klingt an ein Textfragment der Malerin und Dichterin Evi Kliemand an, deren frühe Gedichte Ermano Maggini auch mehrfach vertonte. Für die Edition wurde die Partitur im Faksimile der Handschrift verwendet.
Anlässlich der Uraufführung des dem Trio Zemlinsky gewidmeten Torso VII für Klarinette, Violoncello und Klavier (1990) war das Klavierwerk Atem Teil des Konzertes vom März 1991 im Kleinen Tonhallesaal Zürich (am Klavier Patricia Thomas), es wurde 1995 für CD eingespielt.

Canto XVII für Flöte und Klavier (1987)

2008 wurden erstmals Werke von Ermano Maggini bei Müller & Schade Bern in Edition gegeben, darunter die Trilogie für C- und G-Flöte: Der bemalte Vogel für C-Flöte (1971), Ikaros für G-Flöte (1972), Der schwarze Vogel für G-Flöte (1974), hinzu kamen Canto V für Flöte solo, 1978/1979, Intragna/Lavadina, und das Initialwerk Cinque disegni für Flöte und Gitarre, 1969. Erst mit diesen Werken habe er, so der Komponist, im Ansatz zu seiner musikalischen Sprache gefunden, eine Sprache, die er bald kammermusikalisch umzusetzen verstand, von den Soli bis hin zu den komplexen Orgel- und Orchesterwerken. Alles Davorliegende (Fugen auf Zwölfton-Basis) hatte er zu jenem Zeitpunkt getilgt. Der Stimme der Flöte wusste Ermano Maggini auch späterhin noch Raum zu geben, unter anderem im Canto XVII für Flöte und Klavier, entstanden 1987. Urakami für Shakuhachi und Kontrabass beschliesst 1990/1991 diesen Schaffenszyklus.
Die hier edierten Kompositionen sind denn auch von hoher meditativ musikalischer Qualität und vermögen durch ihre klangliche Konzentration sich dem Gesamtwerk zu erschliessen.
1972 hatte Ermano Maggini seine einundzwanzig Canti begonnen (parallel zu den XXI Kapiteln des Johannes Evangeliums). 1990, ein Jahr vor seinem Tod, beendet er sein Vorhaben mit Canto XXI, dem letzten Streichquartett. Über die fast gleiche Zeitspanne erstrecken sich die Torsi I-X.
Die Komposition Canto XVII für Flöte und Klavier (1987) wurde am 1. November 1989 in der Helferei in Zürich von Werner Zumsteg (dem das Werk gewidmet ist) und Elisabeth Bachmann uraufgeführt. Zwei Monate vor seinem Tod, im Oktober 1991, griff Ermano Maggini diese Komposition nochmals auf und transponierte die Flötenstimme des Canto XVII für A- und B-Klarinette (clarinetto in Si-b). Dieses Werk ging ein wenig vergessen, jetzt erst ist eine Uraufführung geplant. Der ebenfalls im Oktober 1991 abgeschlossene Torso X für A-und B-Klarinette hingegen wurde im Zuge der Aufnahmen durch das Trio Zemlinsky 1993 uraufgeführt.
Alle die hier genannten Werke sind auf CD eingespielt. Vergleiche u.a. Jecklin Szene sCHweiz JS 295-2 (CD) 1993 und Jecklin Edition Szene sCHweiz JS 311-2 (CD) 1995, eine Coproduktion der Fondazione Ermano Maggini Intragna mit Radio Svizzera di lingua italiana (RSI Rete 2). Vergleiche im weiteren Werkverzeichnis und Discographie.

Texte: Evi Kliemand 2009
Fondazione Ermano Maggini Intragna



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