CANTO XI für Violoncello solo (1985) 2'40
TORSO III 'CINQUE VISIONI' für Violoncello solo (1986/87) 5'30
TORSO IX 'GALAXIA' für Violoncello solo (1990) 5'

Werke für Violoncello solo

CANTO XI - TORSO III - TORSO IX

Wenn wir von den bereits im Verlag Müller & Schade erschienenen 'Tre Canti sacri' für Violoncello solo ausgehen, die im Zeitraum von 1972-1976 entstanden sind und 1978 als ein geschlossener Werkzyklus uraufgeführt wurden, so stehen wir mitten in jenem Werkprozess, der auch die hier vorgestellten späteren Werke für Violoncello solo mitbestimmte. Uraufgeführt zu Lebzeiten des Komponisten und postum auf CD eingespielt wurden die Werke für Cello solo über die Jahre von der Cellistin Annick Gautier-Escher, Zürich. Es sind dies: Canto XI (1985), Torso III 'Cinque Visioni' (1986/87) und als letztes Werk für Cello solo Torso IX, geschrieben 1990.

Mit Canto XI für Violoncello (1985) gedachte Ermano Maggini des Todes seines Vaters, der in Intragna verstarb, die Widmung nennt die Todesstunde, 24. 5. 1984 14h30 PER LUIGI. Das Werk wurde am 18. Juni 1987 in der Kornhaus Galerie Rorschach anlässlich einer Lesung von Evi Kliemand uraufgeführt.

Ein jedes dieser Werke für Cello hat seine eigene Entstehungs-Geschichte. Gemeinsam aber ist ihnen, nicht Konzerte sondern, dass Ausstellungen und Lesungen von Evi Kliemand (Malerin und Lyrikerin) das Forum zur Erstaufführung boten. Zu diesem Anlass fand sich auch immer ein Freundeskreis von Ermano Maggini ein, dazu zählten Zürcher Künstler und Literaten: Otto Müller, Max Truninger, Losinger, Hermann, Hellstern, Bernasconi, Hans Schumacher, Paul Grass, Bert Diehl, und irgendwie präsent waren auch jene, die nicht mehr am Leben waren.

Es gibt eine frühe handschriftliche fragmentarische Notiz des Komponisten, die da heisst: „mit dem Titel 'torso', den man in den Bereich der Musik überträgt, ist die kompositorische Arbeit als Klangestalt verstanden, welche das Schweigen… das…“ Hier verstummt der Satz.

Torso III 'Cinque Visioni' für Cello solo (1986/87) gelangte schon am 14. Februar 1987 in Zürich zur Uraufführung wie auch das folgende, ebenfalls Evi Kliemand gewidmete Cellowerk. Torso IX 'Galaxia' für Cello solo, komponiert 1990 sollte das letzte der Künstlerfreundin gewidmete Werk sein. Über zwei Jahrzehnte gab es diesen Dialog zwischen Malerei und Musik. Die Uraufführung fand am 27. Januar 1991 in Zürich in der Galerie Commercio statt. Es spielte Annick Gautier (1952-2003), die sich bis zu ihrem frühen Tod auch als Cellistin des Trio Zemlinsky congenial für die Werke des Komponisten einsetzte. Im März 1991 dann erfolgte im Kleinen Tonhallesaal Zürich, noch im Beisein von Ermano Maggini, die Uraufführung von Torso VIII, Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier. Obwohl schon 1986/87 komponiert, konnte Canto XVI für Violoncello solo und Streichorchester erst postum uraufgeführt werden (vgl. Discographie CD Edition Jecklin). In den kammermusikalischen Werken kommt das Violoncello im Kontext eines erweiterten übergeordneten Klanggebäudes, dem Maggini grosse Wichtigkeit zumass, zur vollen Entfaltung. Diese Werke bezeugen, mit welcher Dringlichkeit der Komponist die expressiv-sinnliche Stimme des Violoncellos einzusetzen wusste; alternierend auf ein atonales Klangprinzip bauend, ohne auf das organisch verdichtete Klangempfinden zu verzichten, das sich einer inneren Notwendigkeit fügt.

Die Werkausgabe zu Torso I für zwei Violoncelli (1973/74) erfolgt separat kommentiert.

Text und Redaktion : Evi Kliemand 2016
Fondazione Ermano Maggini Intragna www. ermanomaggini.ch


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